?xml version="1.0"?>DDR-Schwergewichtler Manfred Rieger beim Drücken. Quelle: Bundesarchiv, Bild 183-F1105-0027-001 / CC-BY-SA 3.0 ...VON OVERHEAD-PARTY UND KANONENKUGELSCHULTERNIn Zeiten in denen Schulbankdrücken längst zur Fitnessübung geworden ist, stehe ich im Gym meines Vertrauens. Eine beladene Hantel steht über meinem Kopf und ich zelebriere Overhead-Party vom feinsten. Drücken war vor der revolutionären Erfindung der legendären Bank, nur ein Drücken ohne Bank. Es war einfach, doch nicht simpel. Seit der Antike haben Athleten gedrückt. Es machte sie zu den besten Athleten der Welt. Da ich stark werden wollte, suchte ich diese Übung und erhielt was ich wollte: Kraft. Meine Absicht ist es also heute das klassische Drücken und seine Abarten vorzustellen. Denn vor dem Bankdrücken gab es Sportler, die nicht nur einen gewaltigen Oberkörper besaßen, sondern wahre Bären an Kraft waren.Vom Drücken ohne KrückenDas klassische Drücken ist ein Drücken ohne Hilfsmittel. Im Idealfall braucht ihr nur eine Hantel mit Gewichten. Ob Langhantel, Kurzhantel, Kugelhantel, Sandsack, Fass, oder dirty dancing like am Strand die eigene Freundin, völlig gleich: ihr seid nicht auf überflüssige Bänke und Maschinen angewiesen. Hilfsmittel sind wie Krücken, du kannst auch mit ihnen stark sein, doch humpelst du kraftmäßig eigentlich noch hinterher.Da das Gewicht erstmal auf Schulterhöhe befördert werden muss, ist ein Umsetzen des Gewichtes erforderlich bevor man beginnen kann. Das heißt in Zeiten als Drücken noch ohne Bank absolviert wurde. gab es keinen Drücker, dessen Oberkörper breit, doch die Beinchen Streichhölzern ähnelten. Und es gab keinen Drücker, der mehr Drücken könnte als Kniebeugen, was ja heute durchaus vorkommt. Wer Überkopfdrücker war, war Kraftathlet durch und durch, von den Füßen bis zum Kopf. Überkopfdrücken ist eine Ganzkörperübung, sie macht den ganzen Körper stark. Und selbst wenn man einen Gewichtständer benutzt, durch das Halten eines Gewichtes über Kopf muss der ganze Körper ausbalancieren. Diese Arbeit nimmt uns sonst die Krücke der Bank ab. Das Drücken ist somit auch funktional: es fordert unseren ganzen Körper, entwickelt unsere Kraft im Gesamten und ist natürlich in seiner Durchführung.Runde Schultern und ein Tarpezius der die Ohren fast kitzelt: Umsetzen und dann Drücken ist die beste Übung für gewaltige Oberkörpermuskulatur. (David Rigert, russischer Gewichtheber.)Quelle:naturtraining.com. Kanonenkugelschultern als Bild für MännlichkeitSchon immer waren athletische Körper Sinnbild für Männlichkeit und Potenz. Vor Arnold Schwarzenegger waren selbst die Bodybuilder mehr an breiten Schultern denn an einer riesigen Brust interessiert. Arni allerdings war Liebhaber des Bodybuilding Bankdrückens, und natürlich zahlreicher anderer Brustübungen. Nichts desto trotz: die Bodybuilder vor ihm standen in einer Tradition der angestrebten breiten Kanonenkugelschultern. Ihre Vorbilder waren Athleten aus Zeiten, als Kraftsport und Bodybuilding noch eins waren: Wer ordentlich und fleißig gehoben hat, hatte auch einen ansehnlichen Körper. Das reine Heben von Hanteln für die muskuläre Entwicklung kam erstmals durch Eugen Sandow auf. Doch auch er war Heber der alten Schule. Keine Bänke, keine Kabelzüge, keine Maschinen. Mit Arnold änderte sich das. Zugegebenermaßen hatte er auch eine gewaltige Brust! Die Old-School Heber hatten breite Schultern durch das viele Arbeiten mit Gewichten über Kopf, insbesondere das Drücken. Wer breite Schultern hatte war starker Athlet. Wer hingegen eine ausgeprägtere Brust hatte, war schnell als weiblich verschrien, denn Frauen hatten große Brüste, nicht Männer. Also waren die alten Athleten bestrebt ihrem Bild von Männlichkeit nachzukommen. Überkopfdrücken war und ist das beste Mittel für eine Kanonenkugelschulter.Milo Steinborn bei der alten Kraftübung des einarmigen Drückens Durchführung und AbartenDas klassische Drücken ist eine Übung aus dem Gewichtheben. Dennoch war sie sicher auch schon lange Zeit bevor sich Gewichtheben als Sportart wie wir es heute kennen herauskristallisierte eine beliebte Kraftübung. Generell ist es wie angesprochen ein Drücken eines Gegenstandes, sagen wir im Sport einer Hantel, von Schulterhöhe über den Kopf, bis die Arme durchgedrückt sind. Es kommt nun darauf an ob man einen Gewichtständer benutzt, der die Hantel bereits auf Schulterhöhe hält, oder nicht. Wenn nicht, dann muss wie gesagt noch umgesetzt werden, d.h. durch ein Heben des Gewichtes bis zum Oberschenkel und ein anschließendes Beschleunigen und ggf. Abtauchen unter die beschleunigte Hantel, befördert man das gewünschte Gewicht auf die Schultern.Von den Schultern wird mit einem schulterbreiten Griff, bzw. etwas mehr, gegriffen und die Hantel über den Kopf gedrückt. Der Stand ist stabil, d.h. kein Hacken zusammen wie man es aus dem exakten "Military Press" kennt. Am Besten ist es, ebenso wie der Griff, etwas mehr als schulterbreit. Der Körper muss ausbalancieren, sodass es sinnvoll und effektiv ist, die Hantel nicht zu sehr von einer gedachten Linie des Körperschwerpunktes weg zu drücken. Die Endposition ist die Hantel über dem Kopf bei durchgedrückten Armen und einem stabilen Stand ohne großes Wackeln.Unterarten sind das Schwungdrücken, einarmiges Drücken, einarmiges Schwungdrücken, Nackendrücken inklusive der Schwungvarianten, und das artverwandte Stoßen. Auch wenn jetzt ein Gewichtheber sagen würde, das Stoßen eine komplett eigene Übung ist, sage ich in diesem Artikel ist es für ein Überkopfdrücken erwähnenswert. Ja, aber es stimmt, genaugenommen ist es eine eigene Übung des Gewichthebens. Drücken war auch mal Teil der Wettkampfdisziplinen, doch wurde in den 70ern entfernt.Beim Schwungdrücken ist die Abfolge fast identisch, nur dass es nun durch das leichte in die Knie gehen und schnelle wieder aufrichten mehr Energie bereit ist um ein Gewicht nach oben zu befördern. Es wird eben mit dem Schwung der Beine Gedrückt, um schneller zu sein, oder ein höheres Gewicht zu bewältigen.Die einarmigen Varianten dürften klar sein. Hier wird eine höhere Koordination verlangt, was unsere Kraftwerte ebenso enorm erhöhen wird. Auch das Nackendrücken dürfte klar sein: die Hantel wird hinter dem mKopf, im Nacken gehalten und so nach oben gedrückt. Bei dieser Übung arbeit ein wenig mehr der Nacken und die hintere Schulterpartie. Aber prinzipiell leistet wie bei allen Overheadparties die Schulter und der Trizeps gewaltige Arbeit. Die Arme werden in Folge der Übungen stark anwachsen können und auch die Schulter wird geformt. Aber nicht nur das. Wer das Drücken eine Weile macht, wird merken, dass es eine wahre Ganzkörperübung ist! Der Latissimus muss stabilisieren und arbeitet wie bei jeder Druckübung mit. Es entwickelt den gesamten Oberkörper, insbesondere eine starke Rumpfmuskulatur wie die Rüstung der Prätorianer.AbschlussDas Drücken mit seinen Unter- und Nebenarten hat das Potenzial einen Herkules aus uns zu machen, der nicht verwachsen ist, sondern mobil und agil ist, sowie Koordination und Beweglichkeit besitzt. Denn im Gegensatz zu Bankdrückern sind unsere Frei-Drücker, also Drücken ohne Krücken, in der Lage ein schweres Gewicht auch auszutarieren. Beim Bankdrücken fällt dies deutlich geringer aus, und man benötigt wenig Beweglichkeit im Schultergürtel. Können Frei-Drücker mit Garantie ihr Maximalgewicht des klassischen Drückens auch auf der Bank drücken, so bin ich mir sicher, können das die Bankdrücker nicht mit ihren hunderten Kilos...Was nützt es wenn man 150, 200, 250 oder mehr auf einer Krücke und Stütze gedrückt hat, wenn man doch nicht in der Lage ist ein freies Gewicht dieser Größenordnung über den Kopf zu bewegen? Also: Frei - Drücker werden und Overhead-Party machen!