Es mussten noch Stühle aufgestellt werden in der Aula des Hubertus-Schwartz-Berufs-Kollegs, so viele wollten die fünf Kurzvorträge von Fachleuten hören und später mitdiskutieren über Gülle, Nitrat und Düngung.
Ist das Wasser im Kreis Soest noch zu retten? Kommt der Bauer noch raus auf den Acker, wo er jedes Jahr mehr und mehr Papierkram zu erledigen hat? Und wie groß soll sein Büro noch werden, wo früher ein schmaler Aktenordner reichte für alles?
Birgit Langner vom Vorstand der Soester Kreisgruppe im Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) hatte eingeladen zur Tagung „Zukunft der Landwirtschaft“. Der Plan für vier Stunden: Fünf Fachvorträge, Imbiss und Getränkepause und anschließende Diskussionsrunde."Programm für ein ganzes Wochenende"
„Das war mal locker Programm für ein ganzes Wochenende, und das bei einem Thema, das wirklich was für Fachleute ist“, stöhnten viele in der Nachbetrachtung, aber auch: „Gut, dass wir im Gespräch sind und bleiben. Wir brauchen einen sachlichen Austausch und einen Blick auf einzelne Standorte. Verallgemeinerungen helfen nicht, Patentrezepte gibt es nicht.“
Im vergangenen Jahr ging es um Glyphosat, jetzt war die Gülle dran: Viel zu viel davon werde ausgebracht, klagen Umweltverbände. Bis spätestens 2027 sollen Gewässer und Grundwasser wieder „in einem ökologisch guten Zustand“ sein, so fordert es die Wasser-Rahmenrichtlinie der Europäischen Union. „Die Zeit drängt“, sagen die Aktiven beim BUND.Großer Anteil Landwirte
„Das Problem ist erkannt, Landwirte sind selber auf Seiten der Natur, von der wir alle leben – aber es müssen ja zumindest so viele Nährstoffe zurück in den Boden, wie die Pflanzen entziehen, die wir ernten“, das sagen Landwirte. Die Probe des Moderators Dieter Ebers zeigte: Mehr als die Hälfte der Teilnehmer kamen als Praktiker aus der Landwirtschaft.
Birgit Langner und der grüne Bundestagsabgeordnete und selbst erklärte Muster-Landwirt Friedrich Ostendorf aus Unna fordern von den Bauern auch im Kreis: „Mineraliendünger runter, deutlich weniger Viehbesatz, und vor allem bleibt uns weit weg von den Gewässern!“„Landwirtschaft nicht generell verteufeln“
„Machen wir doch schon“, sagt etwa Burkhard Schröer, Geschäftsführer des landwirtschaftlichen Kreisverbands Soest. „Man darf die Landwirte hier in der Region nicht generell verteufeln, man muss mit Blick auf die Nitratbelastung Mess-Station für Mess-Station schauen, was dort gut läuft, was dort schief läuft.“
Generell zeigten die Untersuchungen laut aufgelegter Folien: Auf der Übersichtskarte zur Wasserqualität wird es grüner, je weiter man in Richtung Soest und Umland kommt. Im Kreis selber sind die Ergebnisse unterschiedlich.„Abend hat sich grundsätzlich gelohnt“
„In der Börde sind die Böden eben anders als an der Haar, wo ich schneller auf Felsen bin“, gibt Burkhard Schröer zu bedenken. Anstrengend sei es gewesen, grundsätzlich gelohnt habe der Abend bei aller Kritik im Detail, das ist der Tenor in der Nachbetrachtung. Eine gemeinsame Feldbegehung ist jetzt im Gespräch: Kontakte vertiefen, Informationen austauschen, Klein-Klein für die tägliche Praxis. „Wir sind auf sachlicher Ebene im Gespräch, das ist gut so“, zeigte sich nicht nur Birgit Langner zufrieden.
Quelle Foto & Text Soester Anzeiger Autor Thomas Brüggestraße 26.02.2018
Veranstaltungstermin: Freitag 23.02.2018 18:30